Dein virtueller heiliger Raum

Oder: Wie man sich benimmt in einem fremden virtuellen Haus

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Stell dir mal vor, du bekommst plötzlich unangemeldeten Besuch und das noch von dem Menschen, den du weder gut kennst, noch jemals im Leben mit ihm etwas zu tun hattest. Er ist also ein flüchtiger Bekannter. Er hat geklingelt, du hast die Tür aufgemacht und er hat sich an dir vorbei in dein Haus gedrängt. Seit der ersten Sekunde, wo du die Tür aufgemacht hast, begann er zu reden… sagen wir mal über die jetzige Corona-Krise, darüber was er denkt und glaubt, wer „dahinter steckt“, was jetzt zu tun ist, er beginnt dich über die Grundgesetze zu belehren und über die Wichtigkeit die persönliche Freiheit zu bewahren, sie zurück zu erkämpfen usw. Ja, er sei ein freier Mensch, er habe das Recht, überall und wann immer er das will, seine Meinung kundzutun, wiederholt er aufgebraust immer wieder.
Du hast ihm eine Weile zugehört. Da du sehr überrascht von so einem Auftreten warst, wusstest du im ersten Moment nicht wie du reagieren solltest.
Dann sammelst du all deinen Mut zusammen und sagst ihm höflich, dass dich seine Meinung eigentlich nicht interessiert, und dass du lieber mit Menschen diskutierst, die dir nahe stehen und bittest ihn letztendlich dein Haus zu verlassen.
Aber er ignoriert das. Wir leben in einer Demokratie, sagt er, und er habe das Recht seine Meinung jederzeit und woimmer er will zu äußern, wiederholt er fast schon wütend.
Du überlegst dir was zu machen ist. Du versuchst ruhig zu bleiben, du erklärst ihm, dass du gerade jetzt auch keine Zeit für Diskussionen hast und bittest ihn erneut, dein Haus zu verlassen.
Er wird wütend. Fühlt sich verletzt. Er beginnt zu schreien (du hast Angst, dass deine Nachbarn links und rechts die Schreierei aus deinem Haus mitbekommen), versuchst ihn zu beruhigen, aber das klappt nicht.
Abgesehen davon, dass er jetzt bis in dein Wohnzimmer vorgedrungen ist und deinen kostbaren persischen Teppich mit seinen verdreckten Schuhen gerade ruiniert, beginnt er noch in deinem Wohnzimmer herumzuspucken, um seiner Wut und Entsetzen einen zusätzlichen Ausdruck zu verleihen!
Du bist dir jetzt ganz sicher, du wirst es alleine nicht schaffen, ihn aus deinem Haus weg zu kriegen! Du musst die Polizei rufen.
So würden wir handeln, wenn wir uns im realen Leben in so einer Situation befinden würden.

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Und wie sieht es aus in der virtuellen Welt? Lassen wir jeden in unser virtuelles „Haus“ (z.B. facebook-Profil oder Seite) eindringen und es mit seiner Energie, Worten (Beleidigungen), Zynismus, Dummheiten, egal womit (mit etwas, was in deine Welt auf jeden Fall nicht passt) zu beschmutzen?
Nein, das müssen wir uns auch nicht hier in der virtuellen Welt gefallen lassen! Jeder hat das Recht auf eine freie Meinungsäußerung, aber in seinem eigenen virtuellen „Haus“ bzw. Raum! Bei den anderen darf er auch seine Meinung äußern, vorausgesetzt die andere Seite interessiert sich für seine Meinung und hat Lust auf eine Diskussion.
Es gibt leider viele Menschen, die das nicht akzeptieren können (oder möchten) und bleiben trotzig wie ein Kind oder besser zu sagen, kleben wie eine Klette dort, wo sie ganz offensichtlich nicht willkommen sind.
Das könnte man schon fast als eine Art der Belästigung bezeichnen.
Aber, das Gute in der virtuellen Welt ist, dass wir in solchen Fällen keine Polizei rufen müssen, sondern es reicht, dass wir uns nur eines Knopfes betätigen und – Schwupps, der Internet-Troll ist entweder entfreundet oder sogar ganz geblockt!

 

Wir sollten nicht vergessen:
Jeder hat das Recht, sowie im realen Leben, auch in dem virtuellen, sein Haus und seine Räume so zu gestalten wie es ihm gefällt und alle anderen haben das zu respektieren. Wenn uns die herrschende Energie in einem virtuellen Raum nicht gefällt, können und sollen wir ihn ganz einfach verlassen…

 

Foto by M. Moscito

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